Freitag, 5. April 2013

Wetterbericht: stürmisch, aufklarend später


(Quelle)

Wie angekündigt, heute was darüber, was ich erwarte, bei den europäischen Landesmeisterschaften zu sehen und erfolgreich zu sehen. Was ist grob gesprochen zu erwarten? Ein viel reiferes Metagame als vor einem Jahr. Die Welt ist durch Nugget Bridge, GBU-Turniere und Ländervergleiche stärker als je zuvor zusammengewachsen, und so sind selbst die damals noch sehr großen Unterschiede zwischen europäischen, amerikanischen und japanischen (Spitzen-)Spielern nahezu auf subtile Details geschwunden. Uns stehen die besten Turniere bevor, die Europa je gesehen hat.

Isoliere den Sand und das Wasser vom Schlamm...

...und übrig bleibt, ähm... anderer Dreck? Ok, doofes Wortspiel. Der Blick geht zunächst mal nach Amerika, da gibt es zurzeit zwei große Dinge: Despotar und Freunde sowie Quaxo und Freunde, also kurz Sand und Regen. Für Europa wird es nicht viel anders kommen, weil Nugget Bridge einfach so ein großer Einfluss ist. Außerdem, um beim globalen Aspekt zu bleiben, die Amis haben sich diesen Dualismus auch nicht ausgedacht, denn der kommt geradewegs aus Japan. In Japan wird der teils derartig extrem betrieben, dass die Wetterbringer manchmal sogar mit Eisenkugeln gespielt wurden und werden – das ist dann schon so ein Detail, das auf andern Seiten der Weltmeere noch nicht viele Anhänger gefunden hat und wahrscheinlich auch nicht mehr finden wird, nachdem selbst die Japaner nicht mehr zu stolz darauf sind, für sowas auf bessere Items zu verzichten.

Fangen wir mit Sand an, der ist erstmal nur so zum Teil eine neue Erscheinung, wenn man so will. Despotar und Knakrack waren überall letztes Jahr und wir haben auch längst noch nicht alles von denen gesehen. „Neu“ ist nun Stalobor. Ich könnt mich hier mal schön in den Arsch beißen, weil ich für Paris damals bereits ein Stalobor-Team in Planung hatte, das Potenzial des Maulwurfs wohlerkennend, aber dann doch gekniffen, weil es irgendwie einfach zu generisch war, also das Team insgesamt, und auch ein Mangel an Spielpraxis. Jedenfalls: Stalobor ist mittlerweile ein Ding, und wer nach Vancouver will, sollte besser gut darauf vorbereitet sein. Für Stalobor gibt es zurzeit zwei populäre Archetypen: zusammen mit traditionellem Good Stuff, wie von Ben „Nightblade7000“ R. oder Simon „TDS“ Y.1 erfolgreich demonstriert, oder aber auch diese etwas unkonventionelleren Togekiss-Varianten nach Randy „R Inanimate“ K.2,3 Ich denke, in Europa werden vor allem die Erstgenannten eine Rolle spielen, weil das einfach ein sehr natürliches Upgrade zu dem ist, was vor einem Jahr beliebt war. Die Letztgenannten sind wie gesagt für unsereins eher unkonventionell – wenn wir davon dann doch was sehen, dann ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Brite, würd ich sagen. Ansonsten gibt es natürlich auch noch jede Menge von diesem unechten Sand, der einfach nur Despotar und Freunde ohne Sandnutzen ist. Sowas wie die Demeteros-Latios-Combo zum Beispiel (wieso gibt es keinen guten Report dazu wtf, na ja, aber auf der GBU musst gewiss nicht lange danach suchen), die erwarte ich noch häufiger als Stalobor zu sehen – einfach weil Europa der Latios-Kontinent schlechthin ist und die beiden sind das wohl beste nackte Speed-Duo derzeit.

Dann haben wir den Regen, der ist an und für sich zwar so alt wie der gesamte Doppelkampf, aber wer hat den eigentlich so gespielt vor einem Jahr? Ich erinner mich nur an zwei oder so und die haben sich letztendlich als Überraschungsflieger herausgestellt... Dieses Jahr wird es im Feld anders aussehen, und vielleicht wird Regen sogar ein Turnier gewinnen. Gesagt hab ich ja schon immer, dass Regen stark ist, was nur wenige geglaubt haben, aber seitdem Quaxo die Rechte Hand hat, macht der Regen auch durch Europa die Runde. Tiergeist-Voltolos auch nicht zu vergessen – bringt zwar das Regen-Konzept an und für sich nicht voran, aber so ein Wahlglas/Elektrojuwel-Donner mit der Hand dann vielleicht noch drauf und das ohne Resistenz... autsch! Ja, genau das ist der neue Regen: absurdes Schadenspotenzial, kurz und schmerzlos. Jedoch nicht notwendigerweise verlässlich, wenn wir uns etwa mal was vom Seepferd und seinem Reiter erzählen. Gilt vor allem für die Mirrors, die sind mit Sicherheit eines der ekligsten Matchups da draußen – ja, noch schlimmer als die andern Mirrors, die uns 2011 oder 2012 „beglückt“ haben! Na ja, aber wer solchen Regen spielt, bitte nicht am Ende wegen „bs hax“ beschweren, denn das Zeug ist glücksabhängiger als alles andere, haha. Lektüre4,5 gibt es auch hier, doch ebenso nicht notwendigerweise Standardmaterial.

Preisfrage: Regen oder Sand, wer ist besser, wer schlägt den andern? Antwort ausstehend bis unmöglich. Die Meinungen und Geschmäcker dazu gehen weit auseinander. Deshalb ist es ja überhaupt erst ein Dualismus und kein Scherox-Stein-Papier-Dreigestirn oder sonstwas. Es lässt sich sagen, dass Sand bislang außerhalb Japans erfolgreicher ist, nur ist es kaum sinnvoll, daraus was zu folgern, da die Turniere fast an den Fingern abzählbar sind. Es lässt sich allerdings schon sagen, dass Sand im Durchschnitt verlässlicher ist, weil hat nicht mehr zu viel Ungenauigkeit jenseits von Steinhagel und Draco Meteor, vielleicht ist das ja ein Faktor. Jedenfalls nichts, was Regen irgendwie schlechter macht. Also wer schlägt den andern? Mal so, mal so! Es sind teure Details, die die Aufeinandertreffen der beiden Konfessionen entscheiden. Ich persönlich fühl mich besser auf der Regenseite, weil da die Typentabelle ziemlich klar für mich spricht, doch die Sandseite hat meistens die stärkeren Mons an und für sich.

Zur dunklen Seite der Macht – Bizarroraum

Wir haben's noch gut in Erinnerung: Mit TR war nicht viel los vor einem Jahr; überhaupt fällt mir spontan gar kein Viertelfinalist außer mir selbst ein, der den Move im Team hatte. Europa hat die Existenz vom TR geradezu ignoriert, viele haben sich noch nichtmal beim Teambau darauf vorbereitet, eventuell gegen ihn zu spielen. Dann kam die Weltmeisterschaft und mit ihr ein sehr salonfähiges Konzept: der Switch, wie ihn unsere Freunde aus Japan nennen. Der puristische TR ist auch heute noch selten bei uns, aber Cresselia und zwei langsame Mons im Team nebst schnellen, an jeder Ecke. Insbesondere bei den zuvor analysierten Wettern hat sich dieses Konzept im Laufe des letzten halben Jahrs schleichend sehr gut eingefunden. Einfluss aufs Metagame? In erster Linie noch mehr Subtilitäten. Man kann nicht mehr einfach nur auf Speed gehen, sonst schmeißt der Gegenüber bald mal den Tisch um, wenn er diese Option hat, haha. Vorteil: weitrechendste Optionen und die wenigsten inhärent schlechten Matchups. Nachteil: beeinträchtigte Synergie, sie fühlen sich manchmal wie zwei halbe Teams in einem an. Ich erwarte von so einigen Spielern mit großen Namen, dass sie sowas spielen werden. Lektüre dazu find ich gerade auf NB nicht so wirklich, hm... Jedenfalls hab ich im Zusammenhang mit Cavalanzas letztes Jahr bereits so ein Team gezeigt und man findet sie in der Spielpraxis auch recht schnell.

Wie verhält sich nun mit dem vollen TR, wo steht der eigentlich? Überall und nirgendwo steht der, so lässt es sich beschreiben. Wie gesagt, erstmal ist er unbeliebt, und die meisten Leute, die ihn im Westen spielen, können ihn nicht spielen, lol. Wenn wir aber einen haben, der es kann, dann wird es schon interessant: Matchups sind einmal mehr alles andere als fest. Egal ob mit eigener TR-Komponente oder nicht: alle Teams von denen da oben haben vollen TR grundsätzlich zu fürchten. Es ist praktisch kaum möglich geschweige denn sinnvoll, TR mit all seinen Facetten zu kontern, ähnlich wie auch Regen. Man kann sagen, Regen hat mit Ninjatom einen Jahrhundertsfeind und TR hasst nichts mehr als Begrenzer-Skelabra. Und wer spielt die? Eigentlich niemand, uneigentlich nur Masterminds und Vollidioten. Wenn wir noch bei Bo1 wären, könnte man sich das Skelabra durchaus genehmigen, aber wo man jetzt für den Flug durchs Bo3 muss, wird es verdammt teuer, sich so einen toten Slot gegen das gesamte Metagame ins Team zu schaffen. Also unter der Annahme, dass dieses Skelabra praktisch nicht existiert, hat der TR nur noch seichtere Konter respektive Checks, die also mal funktionieren und mal nicht. Die Amis sind bei den Winter Regionals beispielsweise auf den Pilzgeschmack gekommen, also Hutsassa – nichts was man nicht ausspielen kann. Alles in allem: TR kann alles besiegen, ist nur nicht konstant. Ich tippe keinen Flug dafür, allerhöchstens ein einziger. Trotzdem Vorsicht vor allem in der Vorrunde!

Noch mehr aus der Wildnis

Das ist mal richtig schwer, dazu was zu prognostizieren... Wovon ich jedenfalls rede: diverses Zeug, das hierzulande hauptsächlich als Trollzeug oder sonstwie nicht ernst deklariert wird. Angeberei, Abgesang, Sonne, Hagel, Trollunior, Prügler-Redlichkeit, all sowas und viel mehr. Sachen, die man vereinzelt schon in den üblichen Teams untergemischt findet (insbesondere Angeberei auf Metagross mit Prunusbeere natürlich, das ist längst Mainstream und sollte besser beachtet werden), aber die als eigene Archetypen einen arg exzentrischen Ruf haben. Geh ich die Aufzählung mal durch, alles hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit natürlich. Angeberei ist eigentlich nur mit Verhöhner sinnvoll aufzuhalten. Abgesang verliert gegen Kehrtwende oder Wertewechsel (hey, das ist ja selbst sowas aus der Wildnis!). Wetter verliert gegen die richtigen Mons. Trollunior verliert gegen Hagel, Doppelhieb, Überbrückung oder sowas. Prügler verliert gegen Wutpulver. Ich würd sagen, wenn man einen Flug gewinnen will, muss man sich gewiss nicht darauf versteifen, auf alles Mögliche hier eine gute Antwort zu haben, aber es schadet nicht, zumindest auf ein paar von ihnen gut vorbereitet zu sein.

Ansonsten wird es auch noch genug Good Stuff ohne besondere Beziehung zum Wetter, wie schon beim Sand erwähnt, oder ganz ohne ein Wetter geben. Aus der Wildnis jetzt nicht, aber man kann da wenig verallgemeinern, also keinen eigenen Abschnitt wert. NB hat von denen auch ein paar, aber weil ich nicht weiß, welchen davon ich die Ehre gönnen soll, in meinen Referenzen aufzutauchen, und welchen dafür nicht... schaut selbst, buh.

Die Länder und ihre Teams

Sowas ist immer lustig zu beobachten. Auch namhafte Landsleute in Europa bauen ihre Teams teils lieber in der Gruppe als allein und so kommt es, dass sich bestimmte Geschmäcker nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch grob für „Länder“ herausbilden; sowas wie die ganzen spanischen Suicunes vor einem Jahr beispielsweise. Viele Sachen vermischen sich aber auch einfach nur, wie etwa diese Tendenz vom letzten Jahr, fast alles außer Cresselia mit Juwelen und maximalen Angriffswerten zu spielen. Welche Tendenzen erwarte ich dieses Jahr? Erstmal japanische Teams, vor allem die Italiener scheinen viel Freude an denen zu haben. Dann auch viele nicht zu japanische hart-offensive Teams, die dürften vor allem im internationalen Mittelfeld auftauchen, aber auch bei den großen deutschen Namen erwarte ich die mehr als alles andere, einfach aus Tradition. (Wobei das nicht zu viel zu sagen hat, weil ich die genauen Gepflogenheiten in meinem eigenen Land wohl mittlerweile schlechter als die internationalen kenne, seitdem ich keine Online-Turniere mehr hier spiele... Also was da so läuft, dürfte schon ein guter Indikator sein.) So, und wenn es um ausgefallenere Teams geht, da hatten in den Vorjahren immer die Insulaner die Nase vorn6, also wer nach Birmingham reist, da dürfte man am ehesten mit der sogenannten Wildnis konfrontiert werden, und wenn nicht, dann zumindest in Standardteams eingeflochtene subtile Überraschungen. Bleiben Frankreich und Spanien; über die hab ich kaum festere Vorstellungen. Frankreich ist sowieso die ganzen Jahre immer die große Unbekannte gewesen und in Spanien gehen die Angewohnheiten der erfolgreichsten Spieler weit auseinander. Na ja, aber Regen erwarte ich von denen irgendwie am wenigsten – passt nicht zu ihrem Ruf als Sonnenurlaubsland, haha. Um aber bei diesem Wortspiel zu bleiben, ich habe keine Ahnung, welches Land dieses Jahr auf Pokémonisch das verregnetste wird.

So, aber wer auch immer die Sinniererei hier liest, der hat sich davon ja eigentlich ein paar Anregungen erhofft, wie er in die Saison geht. Deshalb übernimmt hiermit...

Dr. med. Allje verschreibt

So ausgereift wie das Metagame mittlerweile ist, kann man es guten Gewissens als unmöglich abstempeln, zu starken Matchups gegen alles allein aus den üblichen Verdächtigen zu kommen. Aber auch schon allein aufgrund der Ausgereiftheit dürfte es für so gut wie jedermann am weisesten sein, einfach das Team zu spielen, mit dem man am vertrautesten ist – notfalls auch wenn man schon weiß, dass man begründete Angst vor einer bestimmten Kombination hat. Das arme Schwein, das die lange Einleitung geschrieben hat, hat ja vor einem Jahr schon am eigenen Leibe gelernt, was es für eine doofe Idee sein kann, kurzfristig alles umzuschmeißen. Punkt ist: Damals hätte es durchaus noch funktionieren können, aber heute braucht es absurdes Glück. Wer volles Vertrauen in sein Team und seine Spielpraxis mit ihm hat, ist also optimal vorbereitet.

Wie, keine Worte zum Teambau mehr? Na, man sollte schon wissen, wie man das Wetterzeug angeht, aber so ausgeklügelt wie die mittlerweile gebaut sind (denn sonst wären sie ja in erster Linie nicht so groß), kommt auch sowas viel mehr über die Spielpraxis als über den Teambau. Noch ist Zeit für Experimente. Ansonsten lohnen natürlich auch Blicke auf die Spring Regionals in einer und die International Challenge in zwei Wochen, wobei ich nicht glaube, dass da groß neue Dinge ans Licht kommen werden – eher nahezu bedeutungslose Verschiebungen.

Der Friede sei mit Euch.

Materialien

  1. Sand-Team von Simon Y., Halbfinalist Virginia
  2. Togekiss + Stalobor von Randy K., Sieg im NB Major und Platz 2 im Winter Battle
  3. Noch mehr Togekiss + Stalobor, Sieg in Oregon und der IC-Jan
  4. Regen-Team von Blake H.
  5. Regen-Team von William H., Sieger Winter Battle und Finalist Südkalifornien
  6. Kreatives Vorjahresteam von Adam D.

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