Montag, 31. Dezember 2012

Turnierbericht: Landesmeisterschaften 2012


(Quelle)

So, dann wollen wir dieses eher verkorkste Jahr doch mal abschließen... womit macht sich das besser als mit dem, was schon länger überfällig ist: der Blog-Version meines Turnierberichts vom Frühling. Der Text entspricht weitestgehend der alten Version mit all ihren schwachsinnigen Aussagen und wo ich wirklich was Neues geschrieben hab, ist es entsprechend gekennzeichnet. Am Ende wird übrigens auch ein Nekrolog zu finden sein und der ist druckfrisch, geschrieben vor keiner Woche.

Die Vorbereitung

War nur unwesentlich besser als 2011. Man hatte zwar schon mehr Zeit als damals, sich mit dem Zeug zu befassen, aber hat mir trotzdem nicht so wirklich gefallen, bereits im März antreten zu müssen statt – wie sonst auch – erst im Sommer. Ok, warum sag ich das jetzt, das Problem hatten letztendlich eh alle. Najo, mich als begnadeten Teambaufreak hat das einfach dahin geführt, dass ich in der Zeit deutlich weniger geschafft hab als ich dachte, dass ich schaffen könnte. So in dem Dreh. Und dann gucken wir uns das Metagame mal an: im Prinzip kein Stück vielfältiger als das von 2011... Die europäischen Titelträger spielen bislang alle nahezu denselben Scheiß und keiner von ihnen erkennt das Potenzial. Bei den Umständen hat es – paradoxerweise – tatsächlich durchaus einen gewissen Wahrheitsgehalt, wenn böse Zungen behaupten, dass es ausreiche, zwei Wochen vorm Turnier mit der Vorbereitung zu beginnen...

Essen, 10.03.2012

...Was aber nicht heißen sollte, dass ich in der Zeit wirklich gar nichts geschafft hätte. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres, also kurz nach dem Ende der alten Saison, habe ich ein Team entworfen, das in der verbleibenden Zeit zu meinem Liebling werden sollte: seit Langem mal wieder ein „pures“ Bizarro-Team, bzw. genau genommen sogar das erste von denen, wo ich mir wirklich länger als 10 Minuten Gedanken gemacht hab. Nachtrag: Ich habe das Team hier auf dem Blog bereits vorgestellt; wie immer steht bei den Materialien der Link1.

Gut, ganz so alt ist es dann doch wieder nicht. Ich habe natürlich schon hin und wieder Dinge wie Attacken, Items und Stats an dem Team verändert, aber der bloße Sechser in der Übersicht hat sich bis zum Schluss nicht verändert. Dass ich dann noch diverses Dummgelaber vom Tenor „TR = scheiße“ mitbekommen hab, war für mich nur noch zusätzliche Motivation, weiter damit zu spielen und es letztendlich auch in mindestens einem der offiziellen Turniere mitzunehmen. Was aber sowieso eine weise Entscheidung ist, wenn ich daran denke, wie unglücklich ich mit meinen gefühlt 63746824 Haudrauf-Teams doch war/bin... Irgendwie hab ich mit denen ständig schlecht die Vierer gepickt vor allem in letzter Zeit. Nun ja, die Entscheidung, sofort in Essen das schwerste Geschütz aufzufahren fiel mir nicht schwer, wo sämtliche Alternativen, die ich auf dem Plan hatte in den Wochen davor, noch lang nicht vergleichbare Spielpraxis hatten, also würde ich mich mit denen wenn schon in der Woche nach Essen nochmal besser einspielen wollen. So viel jedenfalls dazu, erstmal.

Freitag Nachmittag ging es dann jedenfalls los in Richtung Ruhrpott, wie immer eigentlich. Zugfahrt konnte ich zu mehr als 100% mit dem neuen Despotar füllen, das da noch EV-trainiert, gelevelt und Fußkick-tutoriert werden wollte. (Die Bahnfahrt war sicher eine der originelleren Sorte, wie diverse Leute, mit denen ich das Wochenende zu tun hatte, womöglich noch wissen werden... Spar ich mir aber trotzdem mal, weil es hier in erster Linie um das Turnier gehen soll.) Nacht war dann auch traditionell kurz, aber irgendwie hab ich zumindest ein bisschen geschlafen. Definitiv besser als 2011. (Danke fürs Bett!)

Also denn, aufstehen, Frühstück reinschmeißen, andere wichtige oder unwichtige Dinge tun und ab zum Lokal. In der Schlange nochmal Team gecheckt und ein paar zusätzliche AP-Plus auf diverse 10er-Attacken (scheiß Erzwinger!) und insbesondere auf das erst in der Nacht geporterte Despotar gepackt. Ja, genau das hab ich in der Schlange getan und möge es der Leser sich gut merken...

Die Teams der Gegner werden im Folgenden so dargestellt, wie sie benutzt wurden, also die ersten beiden waren der Lead, die letzten beiden wurden nicht benutzt usw. Das Ganze ohne Anspruch auf Fehlerfreiheit, weil ich damals nicht wusste, dass Notizen wieder erlaubt sind, und daher nichts live mitgeschrieben hab.

Runde 1: vs. „Kibazuka“

Er meinte, er sei nicht sonderlich aktiv in irgendwelchen Foren usw. Hat aber eben schon vernünftiges Zeug gespielt und das macht ihn insbesondere als Erstrundengegner brandgefährlich. Zumindest für mich, da sein Sechser mein eigenes Konzept gut auf den Kopf schmeißt. Etwa stör ich mich regulär überhaupt nicht an Pilzen, weil ich die einfach mit meiner Hydra unschädlich machen kann, aber dann noch ein Latios dazu und schon hab ich den Coin Flip beim Picken... doof. Na ja, hab ich eben Kapoera als meinen Setuphelfer mitgenommen und bin damit das Risiko eingegangen, von dem Pilz getrollt zu werden, aber dafür wenigstens den Edelsupporter allgemein dabei zu haben. T-tar war jedenfalls bei den anderen Sachen, die mir da so angeboten wurden, für die hintere Reihe wie gesetzt, und das nun noch irgendwie abgerundet. Also, zum Match: Mir fehlen die Detailerinnerungen, aber es war das schwerste Erstrundenmatch aller Zeiten für mich. Wie gegen die meisten Gegner muss ich den TR auch hier in irgendeiner Form bezahlen, aber gebe damit dem Pilz genau das, was er gerne hätte, da er nämlich leider kommt. Konnt mich schon glücklich schätzen, dass er einen Draco Meteor daneben gepfeffert hat (merke: Draco Meteor hat nur für Fatum und Dinodora eine perfekte Genauigkeit (Nachtrag: Entspricht leider Gottes nicht mehr der Wahrheit, aber was soll's. Ich verliere trotzdem niemals deswegen.) und gegen mindestens eine/n der beiden entsprechend weniger ツ), aber später rettet es mir wirklich den Arsch, dass T-tar nur eine einzige Runde schläft!

Wtf Fatum, R1 fast verlieren, wie doof bist du eigentlich? Ganz einfach: wir erinnern uns zurück an die Schlange. Ich habe es ohne Scheiß verpeilt, dem Despotar noch seinen wohlverdienten Schutzschild zu geben, obwohl ich durchaus gesehen hab, dass der da noch fehlte. Mitten im Match, entsprechend auch nachdem die Kampfbox schon gesperrt worden war, hab ich dieses Missgeschick denn bemerkt und bin dann erstmal geistig aus allen Wolken gefallen. Ich konnte gar nicht mehr in Bestform spielen, weil ich, obwohl ich schon wirklich doof sein kann, gerade in einem offiziellen Turnier nur höchstens ein einziges Mal so doof war zuvor. So wurde der Turnierstart schonmal zu einer dicken Zitterpartie, wie Leute es manchmal bildlich zu beschreiben pflegen.

Fortuna war mir jedenfalls, wie schon gesagt, hold – die Blamage wurde verhindert, es bleibt der noch unwesentliche Schandfleck. Bleibt die Frage: wie weiter? Den Tyrannen einfach nicht mehr spielen? Oder ihn doch spielen und nur so tun wie als ob alles in Ordnung sei? Entscheidung fiel auf Letzteres, da der Verlust für das Team insgesamt klar zu groß wäre sonst. Ich brauch das Teil einfach, auch wenn ich es nicht gegen absolut jeden mitnehme. Nun denn, auf zum Bereich der nächsten Runde. Sie wollten mich direkt zu Carii setzen, was ich womöglich auch gewonnen hätte, aber sagen wir mal so: Ich hatte gute Gründe, hier auch selbst den Freundesklaus zu bemühen. Anschließend war auch der nächste Gegner für sie nicht passend und für mich – aus welchem Grund auch immer – unumgängliches Pflichtprogramm...

Runde 2: vs. Nico „Wushl“ P.

Ich fürchte, das wird meinen (absolut zufriedenstellenden) Gastgeber nicht freuen, wenn ich das sage, aber mein „Freund zweiten Grades, der nach Meinung der verantwortlichen Studenten da einem zweiten Freundesklaus absolut unwürdig ist“ sollte der leichteste Gegner des Tages werden. Das Match ging irgendwie so, dass auch er einen Draco Meteor gegen Cresselia in den Sand setzt, was nach einseitiger Meinung spielentscheidend war. Unabhängig davon hab ich meinen TR ohne zu große Umwege durchbekommen und danach mit ein paar Steinhageln pünktlich zur vierten Runde der verzerrten Dimension das Feld geräumt. Ich bin mir nicht sicher, aber es war glaub sogar auch das einzige Match des Tages für mich, das nicht über die Zeit ging. Arschkarte gehört jedenfalls zweifellos dem Personal der VGC. Die ersten drei Runden habe ich mir klar anders vorgestellt, insbesondere weil...

Runde 3: vs. Matthias „Tyvyr“ H.

Ja, schon wieder ein Freund und wieder muss es nach Meinung der Organisation sein. Na gut, zum Match... Also, ich dachte schon, R1 sei scheiße gelaufen, aber das hier sah jetzt wirklich aussichtslos aus. Ich starte schonmal mit einem Nachteil und ohne eine wirklich vielversprechende Antwort darauf, etwa als sein Latios den Sub bekommt und mir gerade die Mittel fehlen, den Drachen in dem Zustand schnell wegzuräumen. Ich weiß es gerade wirklich nicht mehr, wie ich das noch hinbekommen hab, aber ich konnte diesen Nachteil tatsächlich später noch zu einem 2-2 bringen, das nicht zu schlecht für mich aussah. Bis dann Fortuna wieder mal zugeschlagen hat, die da etwa entschied, meine fünfte Dinodora, welche traurigerweise in keinem anderen Spiel am Tage zum Einsatz kommen sollte, zu Eis erstarren zu lassen, damit sie in der nächsten Runde wieder auftaut. Der letzte Tropfen zum Sieg über Timeout war ein Volltreffer von Cresselias Psychokinese. So, nun hab ich nicht nur meinen Gastgeber, sondern auch meine Paris-Fahrgemeinschaft aus dem Turnier geschmissen. Ich bin eben wirklich talentiert darin, mich unbeliebt zu machen...

Nachtrag: Hier das Spiel noch als Video (danke an Tyvyr), viel Spaß damit.

Jedenfalls: Finalistenbereich zum dritten Mal in Folge! (Notiz für stalkerische Superschlauköppe: 2010 bin ich nicht angetreten.) Weil ich so weit am Anfang der Schlange gewesen war, war ich nun auch relativ schnell durch und konnte auf die Weise noch gut die Konkurrenz stalken. Wie etwa auch den berüchtigten CH in der letzten Runde, der meinem Erzrivalen wohl das Karma von 2009 begleichen mag. Ein Freilos zieh ich getreu der Tradition natürlich nicht, und ebenfalls getreu der (etwas jüngeren) Tradition gibt man mir einen Freund...

Sechzehntelfinale: vs. Patrick „kindieeeeeeeeeeee“ J.

Bäh, da war das Turnier so schon nicht nett zu mir und dann gibt's mir auch noch ein Suicune. Schön und gut, dass es nicht das Eventdings mit Eiseskälte ist, aber trotzdem nicht spaßig, mit so einem eher physischen Team irgendwie durch die 734982 Siedewasser kommen zu müssen... An das Match jedenfalls hab ich einmal mehr nicht viele Erinnerungen, aber selbstverständlich nimmt er das Suicune mit und halst mir auch den befürchteten Brand mal auf, der in der Folge dazu führt, dass genau dieser Drecksköter haarscharf was lebt noch. Na was auch immer. Es verläuft so ziemlich ausgeglichen und in der letzten Minute und damit auch dem letzten Zug gibt es eine Coin-Flip-Situation, vielleicht noch mit kleinem Wahrscheinlichkeitsvorteil für mich. Kommt dann letztendlich so, dass er zwar den Coinflip tatsächlich gewinnt, aber das Match trotzdem verliert, weil er nun mittlerweile den dritten Latios hat, der zu zimperlich mit meiner Cresselia ist! ツ Jedenfalls: Auch wenn mein Augsburger Freund ein zweifellos starker und insbesondere kreativer Spieler ist, der mich auch schon des Öfteren inspiriert hat und dem entsprechend mein Respekt gehört, ist es wohl dennoch besser für das Turnier, dass er ausgeschieden ist – er hätte wegen seiner fußballerischen Vereinsaktivität wahrscheinlich nicht nach Hawaii kommen können. Gerade wo wir nun sage und schreibe vier Flüge haben, wäre es extrem schade, wenn jemand einen davon nicht nutzen könnte.

Achtelfinale: vs. „Akira“

Gestatten: drug_ducks letzter Sargnagel im Turnier, und wieder mal ein Unbekannter dazu. So, zum Match... Mist, was weiß ich noch über das Match? Soweit ich weiß, war der Start durchaus sauber für mich. Im späteren Verlauf gelingt es ihm jedoch, durch gewonnene Coin Flips und makelloser Blizzard-Trefferbilanz in meinem Sandsturm seinen Nachteil wieder auszugleichen. Ganz zum Schluss steht mein geschwächter Mondvogel gegen seinen Yeti im TR mit wiederhergestelltem Sandsturm (ja, ich habe wirklich bei 3-3 ein rotes T-tar geschont, nur um den Hagel wegzumachen!). Er bringt mit Gigasauger den genaueren Move, Cresselia lebt und schläft mich zum Sieg durch Timeout, da ihm ein paar KP fehlten durch das Wetter. Hätte er Blizzard genommen und den nochmal getroffen, wär's das einmal mehr für mich gewesen. Das Turnier will mich heute wohl echt trollen...

Viertelfinale: vs. Bryan „Bryan-B/p“ M. (FR)

Hm, da scheint das Turnier mal nett zu mir zu sein, wo es mir genau bei dem Match, wo es um alles oder nichts geht, einen Franzosen gibt. Aber eben auch nur scheint, denn der hat's schon in sich, muss schon klar einer der besten Franzosen sein. Es läuft jedenfalls für mich weitestgehend nach Plan zum Anfang und ich erleb ihn teils schon gut am Fluchen. Er kommt durch paar passende Züge und eine Pyapabeere auf Kapoera aber dann doch wieder zurück ins Spiel, vor allem wo ich dank verschlamptem Schutzschild einen Coin Flip nichtmal eingehen kann, sondern gnadenlos vom Nahkampf niedergebügelt werde. Am Ende 2-2 und Coin Flip des Todes wär's gewesen, wenn ich denn gewusst hätte, dass der Steinhagel das etwas präparierte Zapdos immer noch nicht killt. Na ja, Flinch hätt ich auch noch kriegen können, aber hat nicht sollen sein. Ich hoffe, er wird Frankreich bei der WM würdig vertreten, nachdem ich zum Zeitpunkt des Schreibens ja schon weiß, wie es in Paris für seine Landsmänner gelaufen ist.

Nachtrag: Ihr habt die Wahl zwischen zwei Videos – einmal live (danke an „himmelsdemon“) und einmal aufgezeichnet von meinem DS.

Turnier geht ansonsten allgemein damit zu Ende, dass für meinen letzten Gegner im Halbfinale dann auch Schluss ist, Mahrla das Ding gewinnt, weil Flame so schlecht pickt wie ich zu meinen Hoch-Zeiten, und ausgerechnet DaFlo den vierten Flug holt statt wie sonst immer von seiner Schwester abhängig zu sein, die es ironischerweise diesmal gerade nicht geschafft hat. Ansonsten bei den Senioren aber schon ein Favoritensieg mit dem Toast. Das Stallfest hätt der Schotte im Finale sich aber imho schon sparen können; habe keine Ahnung, wie der das noch hätte gewinnen können... Außerdem ein Flug für eine Userin der kreativen Sorte, der ich mal ein Team auf dem BisaBoard bewertet hab – schöne Sache, dass sich so ein doch unbekanntes Talent gegen viele der gehypeten Namen durchsetzt! Oh, aber Arschkarte an Henrique dafür, dass er gekniffen hat! Na ja, zumindest bei den Junioren hatte ich mit Marvin als meinem Siegertipp Recht. Billas Autopilotschwester Zweite ansonsten. Ich hoff mal, der Bruder wird sie bis Hawaii noch ordentlich trainieren, damit sie da weitestgehend selbstständig spielen kann – und dann ist auch ergebnismäßig vielleicht sogar was drin.

Also denn, Reise zum nächsten Turnier war sowieso schon seit Monaten gebucht, doch nun werd ich dort auch spielen...

Paris, 17.03.2012

...Und das mit einem anderen Team. Nicht dass ich mein gutes altes TR-Team hassen würde oder sowas, aber einerseits kennt's mittlerweile die halbe Welt von den gefühlt 843824 Bildschirmmatches und andererseits hat mir auch nicht so wirklich gefallen, wie ich ständig über die Zeit kam. Ich mag zwar gute Karten bei Timeout haben, weil ich schon gut darin bin, meine Viecher nicht zu schnell zu verheizen, aber elegant ist das nun wirklich nicht, wenn man irgendwie nicht in der regulären Zeit gewinnen kann, weil man einfach so „defensiv“/„konservativ“ spielt. (Nachtrag: Grüße gehen raus an Wolfe. Nicht nur hat der mein Essener Team beeinflusst, auch ist er Vizeweltmeister mit effektivem Spiel gegen die Uhr geworden. Der Schalk saß mir im Nacken...) Ich muss wie ein Italiener gespielt haben, um mal Vorurteile zu bemühen... whatever. Anderes Team muss her. Ich habe zwei Stück einsatzbereit im Anschlag und will nun in der Woche eigentlich die GBU damit stürmen. Letztendlich bleibt es bei einem Blitzturnier auf dem BisaBoard, wo ich im Finale von Freaki abgebügelt werde. Nein, nein, nein, der generische Standardscheiß ist wirklich nichts für mich!

Na ja, damit aber nicht genug. Ganz unabhängig davon hat plötzlich die Carii keine Lust mehr auf ihr Team, obwohl sie die Wochen zuvor noch meinte, ich solle gefälligst auch mein Pariszeug schon rechtzeitig fertig haben und so. Jedenfalls hat es sich dann irgendwie ergeben, dass sie durch Gleizzos Cresselia mit Lichtschild inspiriert wurde, ihren Liebling Nidoking entsprechend zu supporten. Dazu kam dann noch, dass ich in den Vorwochen bei Tests bereits gute Erfahrung mit genau diesem Duo gemacht habe und lediglich mit dem Team, das ich dazu hatte, nicht so zufrieden war. Und dann? Nun ja, ich hab das Team einfach mal komplett neu gebaut und diesmal sandsturmbasiert statt hagelbasiert. Nachtrag: Dem Team werd ich demnächst auch einen Eintrag auf dem Blog widmen. Bis dahin, hier eine kurze Version:

@Überreste, Psychokinese, Rechte Hand, Lichtschild, Bizarroraum
@Leben-Orb, Erdkräfte, Matschbombe, Eisstrahl, Schutzschild
@Fokusgurt, Steinhagel, Knirscher, Fußkick, Schutzschild
@Elektrojuwel, Donnerblitz, Kraftreserve (Eis), Rückenwind, Scanner
@Flugjuwel, Käferbiss, Patronenhieb, Akrobatik, Schutzschild
@Grindobeere, Erdkräfte, Lehmbrühe, Eisstrahl, Schutzschild

Das hat ihr – mit ihren eigenen Detailänderungen – dann jedenfalls auf PO gut zugesagt, also musste das ganze Zeug nun noch irgendwie rangeschafft werden. Letztendlich gar nicht mal nur für sie, sondern auch für mich (und danke an Marek für das Gastrodon!). Meine Spielpraxis mit dem Team fiel ein wenig geringer aus, aber da die Alternativen in keiner Form überzeugender waren, hab ich mich tatsächlich spontan dazu entschieden, diesen Sechser ebenfalls zu spielen.

Na gut, dann jedenfalls nach Paris rübergefahren. Haha, was für eine hässliche Stadt! Um die Touristenmagneten herum ist sie wirklich gut herausgeputzt, jo, aber entfern dich von und du wirst dich bei den Zuständen da als Deutscher nicht wirklich wohl fühlen... Na ja, aber passt schon. Erstmal halt Pokémon spielen und das Gute an der Stadt kann man sich danach immer noch angucken. Entsprechend hat die Absteige für die Nacht auch locker gereicht – Hauptsache ein Bett! Jedenfalls standen wir dann, wenn ich gerade nichts verwechsel, mit unserer Gruppe etwa zwei Stunden vor Turnierbeginn auf der Matte. Was für eine seltenblöde Idee! Da haben die Franzosen 2011 echt noch alle bezahlten Flüge geholt und nun sind sie gegen den Rest Europas knallhart in der Unterzahl – was zum!? Es sollen angeblich nicht einmal 200 Spieler in der sogenannten Meisterklasse anwesend gewesen sein, also klar weniger als in Essen oder Birmingham. Nächstes Jahr sind wir besser mal nicht so doof. (Und die Briten und Spanier auch nicht.) Wie dem auch sei, gehen wir über ins Turnier selbst...

Runde 1: vs. Saïd S. (FR)

Ich nenn ihn mal einen halbkompetitiven Spieler, da es an und für sich schon spielbare Mons sind, die er da hat, aber könnte besser sein. Im ersten Zug nämlich versucht er meinem Despotar mit Gengar die Hypnose zu geben, trifft nicht und verliert schonmal ein Mon. Danach sind meine Viecher einfach genau die richtigen gegen seine und ich gewinne tatsächlich mal 4-0. In Essen waren alle besser, die ich so hatte...

Runde 2: vs. Virginia (ES)

Auch ein schnelles Match, aber schon von der originelleren Sorte. Ich gehe mit meinem Lead direkt mal 4-2 in Führung nach kurzer Zeit, dann haut mir das hintere Duo beide weg, 2-2. Es folgt eine Situation nahe am Coin Flip und dass ich es gewinne, hab ich mitunter auch ihrem Spielfehler zu verdanken: Sie haut ein Erdbeben in ihre Lampe und das auch noch ohne mir selbst etwas wegzunehmen. Wenn ich ihre Karte richtig verstanden hab, hat sie wohl tblakey aus dem Vereinigten Königreich in Runde 1 gekickt nichtsdestotrotz... Na ja, jedenfalls irgendwie mal wieder knapp weiter gekommen meine Wenigkeit.

Runde 3: vs. Ludovic M. (FR)

Ich leade Zapdos und Nidoking, er Togekiss und Knakrack. Ich trau ihm (weil er Franzose ist womöglich?) nichts Besseres als Spotlight zu und geb entsprechend den Juwel-Donnerblitz ein. Eine saublöde Idee, sollte sich herausstellen... Egal ob das Togekiss jetzt eigentlich weggehauen wird oder ob er wechselt (in der Realität wechselt er denn wirklich), es kommt herein die Hydra, welche schneller als mein Zapdos ist. Zapdos lebt knapp zweimal Steinhagel vom Landhai, aber bekommt dann von der Schallwelle (!) den Rest, bevor doch noch nachträglich der Rückenwind angebracht werden kann. Zum Schluss ist mein komplettes Team langsamer als diese beiden Drachen, hält deren Attacken auch nicht wirklich stand und ich verliere tatsächlich zum ersten Mal im Leben 0-4 gegen einen Franzosen. Ach ja, übrigens: Eigentlich sollte Strohhut Martin „Gleizzo“ M. mein R3-Gegner werden, aber Freundesklaus angewendet natürlich. Die Geschichte um uns drei nimmt später ihr Ende damit, dass dass Gleizzo mich im Achtelfinale rächt.

Das Gesamtergebnis noch fürs Protokoll: nur drei Deutsche schaffen es in den Finalistenbereich, alle kommen Top 8 und ein Flug ist matchupbedingt sicher, der dritte damit ausgeschlossen, der zweite parallel geholt und ganz am Ende steht das berüchtigte reindeutsche Finale und damit eine Premiere in der Geschichte der VGC in Europa: Noch nie zuvor hat es ein Finale mit nur einer einzigen Nation auf fremdem Grund gegeben! Die weiteren Flüge gehen auf die Insel (Pokérob) und nach Spanien (Andycyd), Senioren gewinnen ungefähr dieselben wie letztes Jahr, während mein Favorit Freaki und auch Julia W. beide in Runde 1 verlieren, und den Franzosen bleiben lediglich die Junioren erhalten.

Tja, es gibt immer ein nächstes Jahr, oder wie? Für mich war's das für die Saison. Ein Testspiel in der Absteige gegen einen letztjährigen Halbfinalisten kann immerhin noch für einen halbwegs versöhnlichen Abschluss sorgen. Nachtrag: hier das Video dazu.

Der Nekrolog

Ja, ist ja pervers ärgerlich, wie mich im Prinzip einfach nur ein verschlampter Schutzschild um die Weltmeisterschaftsteilnahme bringt. Dennoch, vielleicht ist es besser so. Für die Überheblichkeit, die ich in Paris demonstriert habe, gehör ich ja eher doch nicht dahin, und tatsächlich glaube/befürchte ich, dass selbst wenn ich dabei gewesen wäre, ich am Ende genauso wie die andern enttäuscht hätte. Das wäre mal wieder verschwendetes Potenzial gewesen, weil kein Zweifel daran besteht, dass ich mit den Besten der Besten mithalten kann, doch kann ich genauso auf seltenblöde Weise an Außenseitern hängenbleiben und verhungern.

„Der Erfolg gibt ihm Recht“ – ich geh davon aus, dieses Sprichwort ist bekannt? Ich kann dadrüber ja so einige Bücher (oder Blogs) schreiben, was das wirklich bedeutet: Wenn man (verfrüht) erfolgreich ist, hört man auf, zu zweifeln. Man hört auf, Dinge anzuzweifeln, die man selbst tut, und so werden irgendwann Annahmen zu Fakten, ohne dass die Wahrheit der Annahmen gezeigt werden konnte. Oder etwas weniger philosophisch: Wenn die mittelmäßige Leistung, die man vollbringt, schon zum größten momentan greifbaren Erfolg reicht, dann ist man in großer Gefahr, daraus überheblich zu werden, falls man es nicht ohnehin schon ist. Und wenn es dann soweit ist, dann gibt es noch ein anderes Sprichwort, das durch die Hosenträger von Irokex besonders gut klingt: „Hochmut kommt vor dem Fall!“

Meine Vorbereitung war alles andere als zufriedenstellend und das hab ich die ganze Zeit über gewusst. Sie war zu planlos und kam nie auf den Punkt. Aus diesem Grunde war am Ende mein Essener Team das einzige, in dem ich wirklich das nötige (aber nicht das erwünschte) Vertrauen für einen Turniersieg hatte, nur hab ich das dann selber, wie schon gesagt, auch noch durch einen dummen Fehler erschüttert und ab diesem Punkt war ich weg vom Fenster. Das Ergebnis eines Turniers ist immer eine Summe von Entscheidungen – und jene, die in meiner Macht standen, wurden von mir allein gegen den Baum gefahren. Ich war nicht reif für die Besten der Welt.

Ich werde es unterm Strich positiv in Erinnerung halten, weil wie schon beim IDM-Bericht letztens gesagt: Misserfolg ist sehr viel lehrreicher als Erfolg. Dementsprechend habe ich meine Konsequenzen daraus gezogen und meine Prozesse (wenn man sie damals denn so nennen konnte) mit all ihren Einzelheiten rundumerneuert. Ich fühl mich so viel stärker als im Frühling, aber nun ja, die Konkurrenz schläft nicht und demzufolge werde ich genauso wenig wie alle anderen einen gottgegebenen Anspruch auf irgendwas haben. Mein primäres Pokémon-Ziel für 2013 lautet offensichtlich erneut, Deutschland mal wieder in der Welt zu vertreten (und es dann auch besser zu tun, aber eines nach dem andern, Freunde). Verhindert es... wenn Ihr könnt!

Der Friede und ein brauchbares 2013 seien mit Euch.

Materialien

  1. Mein Team von Essen im Detail

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