Freitag, 2. November 2012

Weißt Du noch damals, als es nur 151 Pokémon gab...


(Quelle)

Gelegentlich stalk ich die Suchbegriffe, die Leute hierher führen, und ohne Scheiß lautete letzte Woche einer davon: "bodyslam und hyperstrahl pokemon". Ich hoffe, wer auch immer das war, hat die Seite nicht vergessen? Heute gehört genau dieser Suchbegriff zu den Themen – und zwar geb ich einen Überblick zu den Pokémon im Metagame der ersten Generation. Zarte Kinder gehen eventuell ins Bett, denn es drohen Sprites, die Darkrai Konkurrenz in Sachen Anti-Schönheit machen. ツ

Die den STAB auf Hyperstrahl haben

Und sie haben nicht nur den! Sie haben (keinen Zweittypen vorausgesetzt) mit Kampf auch nur eine Schwäche und die ist im Metagame kaum relevant – Kicklee ist das einzige Kampf-Pokémon mit einem halbwegs vernünftigen STAB und das allein macht's noch lange nicht zu einer Hausnummer... Also, Normal ist offensichtlich ein sehr guter Typ und es ist nicht selten, dass Leute zwei oder sogar drei Normal-Pokémon im Team haben. Man kann sie entfernt mit den Drachen von heute vergleichen, da Normal überhaupt alles außer Gestein und Geist (was überhaupt nur Gengar sein kann) neutral trifft. Aber die Wahrheit ist, allein die fünf hier aufgeführten Pokémon sind voneinander teils sehr verschieden...

Tauros wird von der Masse der kompetitiven Spieler als das beste nichtlegendäre Pokémon gesehen – es hat mit 110 Init und 100 Angr hochgerechnet die offensivstärksten Basiswerte von ihnen und dazu einen Movepool, gegen den es keine kompletten Resistenzen gibt. Gespielt wird fast immer das Set mit Bodyslam und Hyperstrahl (die Kombination dieser beiden Attacken ist nebenbei erwähnt selbst auf Nicht-Normal-Pokémon relativ gebräuchlich!) für den STAB, Erdbeben gegen Gengar und Blizzard (70 Spezial; bei Treffern auf Schwäche ist das in Ordnung) gegen die Steine, die ich später im Eintrag noch ausführlich genug vorstellen werde. Ein solches Tauros kann mit einem gut präparierten Feld gern mal selbst einen Rückstand von 1-6 noch drehen. Der Gute hat die Hörner nicht zum Spaß!

Chaneira ist dann so in etwa das andere Extrem, oder nein, sagen wir einfach nur: das Extrem – ein fettes Ei mit absolut gigantischen KP (Basiswert 250 – selbst Relaxo hat fast 100 weniger...) und recht gutem Spezial (105), aber schwach in der physischen Verteidigung wie wir's sowieso kennen (nur 5!!). Bodyslam und Hyperstrahl spielen hier mal keine Rolle, weil der Angriff genauso gegen die null geht. Stattdessen wird mit Donnerblitz und Eisstrahl (selten auch Blizzard, aber für gewöhnlich will man die erhöhten AP auf so einem langlebigen Pokémon) angegriffen, was bekanntlich nur in Generation I definitiv alles mindestens neutral trifft. Weichei ist die naheliegende und wahrscheinlich zu bevorzugende Heilmöglichkeit und dann gibt es noch ein bisschen Support. Da wären Donnerwelle und Gesang für Status oder auch Reflektor, um sich selbst zu einer Festung zu machen.

Relaxo ist (meistens zumindest) wieder ganz ähnlich wie Tauros, nur dass noch zusätzlich Surfer und Finale im Movepool sind, und es halt offensichtlich mehr aushält dafür, dass es so langsam ist. Alternativ gibt es auch Varianten mit Amnesie und Erholung, die technisch mit Bodyslam und Surfer oder einer Eis-Attacke zwar alles abdecken, aber na ja, es muss schon sehr viel richtig laufen, damit sowas mal sweept... Sollte man sich denk ich erst ranwagen, wenn man genug Erfahrung hat; ein normales Angriffsset ist viel intuitiver.

Snobilikat, die nächste Katze im Bunde, wird in erster Linie wegen Schlitzer gespielt, weil der so gut wie immer ein Volltreffer ist. Das macht theoretisch Angriffsstärke 140, wodurch Hyperstrahl schon fast überflüssig wird – der müsste schon auch einen Volltreffer landen um einen wirklich großen Unterschied zu machen. Neben Schlitzer gesetzt ist dann jedenfalls noch Blubbstrahl, gegen die Steine natürlich mal wieder. Bei den letzten zwei Slots kann man im Prinzip machen, worauf man gerade Lust hat: Wenn man wirklich Hyperstrahl will, ist dazu noch Kreideschrei sinnvoll, um den Schaden ein bisschen zu manipulieren. Ansonsten, natürlich wieder mal Bodyslam um zu paralysieren, Donnerblitz gegen Austos, Mimikry um zu trollen oder was auch immer. Ich sag zu den Werten vielleicht auch mal noch was, denn die sind schon eine Herausforderung, der man sich bewusst sein sollte: Mit 115 Init hat es den Tie mit Starmie und der Angriff liegt bei nur 70, also sollte man sich nicht wundern, dass die Schlitzer in der Regel keine Wunderdinge vollbringen. Wahrscheinlich ist Snobilikat auch eher so ein Pokémon, das nicht ganz so einfach zu spielen ist, aber gut gespielt kann man damit viel erreichen.

Dodri, ob es nun fliegen kann oder nicht, wird mit seiner Unfähigkeit, Gestein-Pokémon für guten Schaden treffen zu können, gern mal unterschätzt, aber ich persönlich find es für das, was es gegen alle andern Ziele anrichtet, genial. Im Vergleich zu Tauros tauscht es Angriff und Initiative aus, was bis dahin führt, dass eine gute Chance besteht, Rossana mit Hyperstrahl zu OHKOen. Auch ist es mit Bohrschnabel-STAB gegen Kokowei und Bisaflor ein toller Anti-Lead, und dann... Bodyslam lernt es auch (wie auch immer das mit dem Körper umsetzbar ist, aber wir akzeptieren es gern) und beim vierten Slot ist wieder mal des Spielers Fantasie gefragt. Ich mag Delegator da irgendwie, kann benutzt werden um einen FP und damit eine freie Runde für einen dieser schmerzhaften STABs zu provozieren. In Wirklichkeit muss Dodri doch so eine Art biologischer Nachfahre von Trikephalo sein. Drei Köpfe, schön zerstörungswütig und vogelartige Gestalt, das passt doch!

Der andere beste Typ des Spiels

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Kampf-Pokémon kaum eine Rolle spielen: Der Psycho-Typ ist, genau wie der Normal-Typ, äußerst stark. Nicht wenige sehen Psychokinese als die beste Attacke des Spiels, da sie zu 30% Chance das Spezial des Gegners senkt und gerade die lernfähigen Psycho-Pokémon weitestgehend noch so Einiges darüber hinaus drauf haben. Bei der Tatsache, dass nur Psycho selbst resistent gegen Psycho ist und nur Käfer stark dagegen (nur Nadelrakete beste Attacke und kaum verbreitet dazu...), kommt da im Grunde genommen geradewegs okkultes Teufelswerk raus. Sabrina sollte mindestens die letzte Arena leiten und keine mittlere.

Gehen wir mal durch die Bildchen. Simsala ist erstmal so der offensichtliche pure Vertreter. Das hat zum Nachteil, dass Psychokinese damit auch der einzige STAB bleibt, aber weil Psycho eben so ein guter Angriffstyp ist und Simsalas Spezial so riesig ist (135), muss das ja eine Bank sein. Dazu dann selbstverständlich noch Genesung und schon haben wir ein Pokémon, das nur von physischen Attacken wirklich gefährdet werden kann, aber noch vorher, da es nämlich auch sehr schnell ist (120) genau diese physischen Angreifer, die typischerweise wenig Spezial haben, wie kaum etwas anderes bedroht. Dann spielt man in der Regel noch Donnerwelle, weil ohne Paralyse nunmal bekanntlich nicht viel geht im Metagame. Der letzte Slot ist meistens Geowurf, um andere Psycho-Pokémon so halbwegs zu treffen ohne dabei die kostbaren AP für Psychokinese zum Fenster rauszuschmeißen. Ebenfalls gebräuchliche Alternativen sind Psykraft, um einen Annoyer draus zu machen, Reflektor, um das mit der Verteidigung anzugehen, oder Mimikry, um mit ein bisschen Glück Attacken wie Donnerblitz oder Eisstrahl zeitweilig zu lernen.

In Wirklichkeit dürfte Kokowei jedoch das wohl meistgespielte Psycho-Pokémon sein, weil Pflanzen-Pokémon in etwa die einzigen sind, die resistent gegen Erdbeben und nicht schwach gegen Steinhagel sind, und damit bei einem Boden-Pokémon als Pflicht in so gut wie jedem Team gewiss nützlich. Kokowei besticht ansonsten durch in der Summe sehr gute Werte (der alleinige beste: 125 Spezial) und durch Schlafpuder. Der sei zusammen mit Psychokinese für jedes Set gesetzt und auch häufig ist Megasauger als Sekundär-STAB. Für einen Abgang mit Würde wird Explosion benutzt, alternativ wäre noch Stachelspore als besonders erwähnenswert anzuführen.

Auch sehr häufig trifft man Starmie an, das nun den Wasser-Typen mitbringt. Ironischerweise benutzt das Standard-Set allerdings überhaupt keinen STAB... Psychokinese, Surfer und Hydropumpe sind durchaus erlernbar, aber genauso sieht es mit Donnerblitz und Blizzard für die perfekte Coverage aus. Dazu kommen Donnerwelle und Genesung und fertig ist so eine Art Seestern für alles. Meine Meinung? Ich konnte dieses Set noch nie leiden... So wirkliche Sweeper-Qualitäten kommen eigentlich erst mit einem STAB auf, weil über die Non-STABs jedes Tauros eher lacht, denn Starmies Werte sind, abgesehen von der guten Initiative (115) und dem moderaten Spezial (100) wirklich schwach. Nichtsdestotrotz, Starmie ist natürlich ein Klassiker. Es ist in erster Linie gerade nützlich und aus diesem Grund gibt es bis dato überhaupt noch keine Generation, in der es nicht irgendwie eine wichtige Rolle gespielt hat. Wer wirklich in seinem ganzen Leben noch nie Starmie irgendwie gespielt hat, der hat in seiner ganzen Zeit entweder nur Doppel (denn die Aussage gilt nur fürs Einzel) gespielt oder er hat wirklich eine nennenswerte Erfahrungslücke.

Das Psycho-Pokémon, das ich persönlich jedoch am spaßigsten finde, das wäre Rossana. Die Werte sind verglichen mit den andern drei eher ein Witz (Init und Spez beide 95 noch die besten – klingt ironisch, wo der Spezial-Angriff ab der nächsten Generation 115 sein wird), aber sie hat den schnellen Todeskuss und STAB-Blizzard. Typischerweise hat man nicht gerade lang Freude an Rossana, aber so für die besonderen Momente ist die werte Dame definitiv zu haben. Auf dem vierten Slot gibt es wieder mehrere Optionen, die da etwa wären Mimikry, um Starmie (mit Donnerblitz vorzugsweise) zu trollen, Bodyslam, um Paralyse zu verteilen, und Konter, um Normal-Pokémon ihren Bodyslam womöglich bitter bezahlen zu lassen.

Erdbeben und große Resistenzen – der Boden-Typ

Da wäre zunächst mal die Elektro-Immunität zu erwähnen – allein die ist schonmal wichtig, weil ohne eine solche im Team gewisse Elektro-Pokémon (eines von ihnen werde ich noch vorstellen) potenziell gefährlich werden können, gegen sie jedoch, von Raichu mal abgesehen, wenig tun können. Manche von ihnen haben gleichzeitig auch den Gestein-Typ, der sie zusätzlich resistent gegen Normal macht, was erst recht wichtig und insbesondere selten ist. Es gibt zwei von ihnen, von denen wird einer in fast jedem Team gespielt.

Und diese zwei wären natürlich Geowaz und Rizeros. Ich fasse sie direkt zusammen, weil sie einander so ähnlich sind. Das Set hätte nahezu immer Erdbeben, Steinhagel und Bodyslam zur Pflicht, nur mit viertem Slot individuell. Für Geowaz wäre das bevorzugt Explosion, denn rein zahlenmäßig kann man sagen, dass Geowaz ein bisschen schwächer ist, aber das ist der große, verkaufende Vorteil (die Init wäre ein geringwertigerer weiterer Vorteil). Rizeros hat den mitreißerischen Freitod nun also nicht zur Verfügung, dafür aber ein bisschen mehr Bulk und insbesondere mehr Angriff (130 gegen Geowaz' 110). Am häufigsten wird der letzte Slot bei ihm mit Delegator belegt, der den Einsatz ein bisschen bequemer macht.

Die anderen beiden, reinen Boden-Pokémon sind im Metagame allein aufgrund der Dominanz der Vorherigen eher eine Randerscheinung, weil mit Starmie, Kokowei und Eis-Attacken überall einfach niemand zwei Boden-Pokémon gleichzeitig haben will, obwohl diese beiden hier wirklich gute Alleinstellungsmerkmale haben. Digdri ist beispielsweise genauso schnell wie Simsala und deswegen selbst mit seinem mittelmäßigen Angriff potenziell gefährlich für alles, was nicht Kokowei heißt (es sei denn, Digdri hat Geofissur!). Brauchbare Techniken neben Erdbeben sind entsprechend Steinhagel, Schlitzer, besagte Geofissur, Delegator, Mimikry und Sandwirbel. Sandamer ist wieder mehr so ein Vertreter des Geowaz/Rizeros-Schemas, was das Set angeht, aber mit einem vierten Platz, den die andern gerne hätten: Schwerttanz. Dazu erwähnen wir noch eine Init, die gerade gegen all die langsamen Pokémon des Metagames gewinnt, und fertig ist ein gutes Pokémon, das insbesondere viel Spaß macht. Vielleicht sogar der beste Schwerttanz-Anwender des Spiels, wenn wir einen gewissen anderen, der die Nummer 151 trägt, mal wegdenken...

Unsere liebsten Feuchtgebiete – Bulky Water

Man kann nicht sagen, dass hartnäckige Wasser-Pokémon jemals ein Pflicht-Element in Teams gewesen sind, aber sehr wohl generationsübergreifend ein beliebtes. Gerade sowas wie Aquana hat sich über die Jahre da sehr hervorgetan, aber in der allerersten Generation – obwohl die Aquana an sich hervorgebracht hat – haben da noch ein paar andere die Nase vorn. Speziell hier werden sie gern anstatt noch mehr Exemplaren der erwiesenermaßen besseren Typen gespielt, weil eine Pflanze allein nicht unbedingt genug ist, um gegen die Boden-Pokémon gut aufgestellt zu sein – insbesondere, wenn die Pflanze auch Boden-neutral ist. Typischerweise sind sie auch Material, das man gegen Tauros mal einwechseln kann, ohne gleich riesige Verluste zu machen.

Fangen wir an mit Lapras, dem damals geschenkten Wellenreitergaul. Dass das einem so spät im Spielverlauf nur auf Level 15 gegeben wurde, hat im Endeffekt dazu geführt, dass zumindest ich es stets hab in der Box verhungern lassen, aber wenn wir mal rüber ins CP gehen, da ist das sicher eines der besten einzelnen Pokémon. Es hat einen guten Spezial (95) und einen tollen Overall Bulk (130 KP, 80 Ver) und sogar der Angriff (85) ist gut genug, um auch mal Bodyslam spielen zu können. Damit sind wir auch schon bei Lapras' größtem Problem: das Moveset. Es lernt so wahnsinnig viel, da verzichtet man definitiv auf irgendwas, das man doch gerne hätte... Es fallen mir im Moment ein: Blizzard, Eisstrahl, Surfer, Donnerblitz, Konfustrahl, Mimikry, Erholung, Gesang, Reflektor, Hornbohrer und der schon erwähnte Bodyslam. Lapras ist toll.

Mit Austos bleiben wir bei Wasser/Eis, aber interpretieren das mal komplett anders. Es hat eine schlichtweg massive Verteidigung (180), die es ihm ermöglicht, eine gute Antwort auf physische Normal-Pokémon einschließlich Tauros zu sein und das ganz ohne Resistenz. Der Movepool bietet mit Schnapper und Explosion (Angriff 95, sogar höher als Spezial bei 85) zwei einzigartige Elemente neben dem generischen Zeug, was etwa Blizzard, Surfer, Hyperstrahl und Erholung wären. Ist entsprechend auch wieder ein schönes Moveslotsyndrom, aber na ja, Blizzard sollte man als den besten STAB schon haben. Den Rest kann man davon abhängig machen, was man eigentlich genau braucht oder wünscht. Übrigens werden wir von Austos sicher noch öfter in der Retro-Serie hören bzw. ich spiele auch mit dem Gedanken, einen ganz eigenen Austos-Artikel zu schreiben. Das aus dem Grunde, da Austos wirklich das ist, was man als Game Freaks Meisterwerk der Schöpfung bezeichnen kann: Es gibt mit Sicherheit kein anderes Pokémon, das über die lange Zeit verteilt so viele verschiedene Dinge wie Austos tun konnte und gleichzeitig dabei stets am besten war. Die meisten bleiben einfach weitestgehend gleich oder werden vergessen.

Lahmus ist nun das, wo es wirklich polarisierend wird. Erstmal ist es mal wieder ein Psycho-Pokémon, was auf jeden Fall sehr gern zur Kenntnis genommen wird. Dann lernt es Donnerwelle, was auch super ist. Aber dann, dann wird's lustig... Nun ja, man könnte das schon mit generischen Optionen wie Surfer, Psychokinese, Eisstrahl, Erholung und sowas komplett füllen, würde funktionieren. In der Praxis vor allem gebräuchlich ist allerdings Amnesie – Lahmus ist sowas wie das Maskottchen dafür und allein bei seinem Gesichtsausdruck überrascht mich das überhaupt nicht. Einmal Amnesie entspricht effektiv zweimal Gedankengut in späteren Generationen, also verdammt hohes Hype-Potenzial bei jungen Spielern. Doch die Wahrheit? Die Wahrheit ist, dass dieses Set kaum wirklich zum Sweepen kommt, weil Leute einfach immer wieder ihr Starmie reinbringen und dann nicht allzu lange brauchen würden, um mit Donnerblitz den Volltreffer zu landen, der Lahmus kreuzigt, bevor es wirklich dazu kommt, Spaß zu haben. Zeug wie Entoron oder Quappo ist eigentlich besser für Amnesie gemacht, find ich, aber solang man keine Wunderdinge erwartet, kann man es schon spielen.

Sonstige interessante Pokémon

Wenn ich schon Digdri und Sandamer so quasi reingemogelt hab, dann gibt es da auch noch ein paar andere, die das ebenso verdient haben oder auch einfach nur nicht wirklich irgendeiner sonstigen sinnvollen Klasse angehören – die legendären Vögel beispielsweise. Na ja, also vorstellen würde ich gern noch...

Mit legendären Vögeln fangen wir auch mal an. Durch die Bank haben sie 125 Spezial und erwecken insbesondere mit nur fünf Techniken durch Level den Eindruck eines arg begrenzten Movepools, aber nun ja, für Zapdos und Arktos stimmt das eigentlich gar nicht mal. Erstmal Zapdos: das wohl beste Elektro-Pokémon, so wie es mit Bohrschnabel die besten Möglichkeiten hat, Kokowei und Chaneira zu überwinden. Damit sind Geowaz und Rizeros (und meinetwegen noch Onix) die einzigen Zapdos-Konter, wobei Bohrschnabel gegen die auch immerhin noch so etwa 10% macht, wenn ich mich nicht falsch erinner, also wenn man sie schwächen kann, dann sind interessante Dinge möglich... Alles andere greift man dann jedenfalls vorrangig mit Donnerblitz an, nichts Überraschendes. Zapdos hat genau wie Tauros sehr große Endgame-Qualitäten und das tatsächlich nur mit zwei Attacken statt vier! Bei den andern Slots gibt es irrsinnig viele Optionen ganz nach persönlichen Vorlieben... Zunächst mal könnte man auch Donner für noch mehr Schaden dazu geben, wenn man's ganz offensiv will, sowie Hyperstrahl für Überraschungs-KOs gegen Chaneira, wo Bohrschnabel noch knapp gestanden worden wäre. Mimikry gibt wieder Troll-Optionen (erwähnenswert: Erdbeben gegen Geowaz/Rizeros, Weichei gegen Chaneira). Reflektor oder Lichtschild in Verbindung mit Erholung machen Zapdos potenziell zu einem dicken Schrank. Donnerwelle ist natürlich aus offensichtlichen Gründen auch gut. Und dann hätten wir da natürlich noch Agilität, die Zapdos dazu bringt, schneller als alles andere zu werden und das ja bekanntlich unabhängig von Paralyse.

Arktos ist noch ein Vogel, den man sich auf jeden Fall mal angucken sollte – wenn man gerne was mit Eis machen würde jedenfalls. Es hat schließlich glasklar den stärksten Blizzard des Spiels und weil es noch dazu ganz ordentlich aushält, kann man mit Eisstrahl noch eine zweite Eis-Attacke direkt im gleichen Set spielen (vorzugsweise in einem defensiv ausgerichteten) ohne dass es idiotisch wirkt. Die Kombination aus Reflektor und Erholung macht Arktos zu einer ganz annehmbaren Antwort auf Tauros. Mimikry und Agilität sind außerdem genauso wie bei Zapdos im Pool und können verwendet werden. Ansonsten, wem Eis als einziger Angriffstyp nicht genug ist, der kann mit Risikotackle und Hyperstrahl was machen. Bodyslam wird leider nicht erlernt, sonst hätt ich den natürlich empfohlen...

Grünzeug hätte man auch zu einer eigenen Teilüberschrift machen können, aber na ja, eigentlich gibt es nur drei, die nicht irgendwie durch andere schon doch in den Schatten gestellt werden. Tangela wär vielleicht auch noch ganz in Ordnung, aber na ja... würd trotzdem lieber was anderes spielen. Hier haben wir jetzt jedenfalls Bisaflor und Sarzenia, oder wir können sie auch „Venus und Vic“ nennen. Sie zeichnen sich beide dadurch aus, dass sie schneller als Kokowei sind und ebenfalls Schlafpuder lernen, wodurch sie beispielsweise einen Vorteil beim Lead-Duell haben. Für Bisaflor gibt es eigentlich nur ein Set, das da wäre Schlafpuder wegen klar, Rasierblatt für den besten Pflanzen-STAB des Spiels und garantierte Volltreffer, Bodyslam für Paralyse und Schwerttanz für seltene Aufräumaktionen. Technisch trifft das sogar alles außer Gengar neutral, aber wenn man damit wirklich sweepen will, braucht es aufgrund des schwachen Angriffs immer noch eine gute Vorbereitung. Sarzenia kann genau dasselbe Set spielen und hat dabei deutlich mehr Angriff für weniger Verteidigung und Initiative, außerdem einen besseren Movepool. Zunächst mal wird Hyperstrahl eine ernstzunehmendere Option mit dem Angriff (ja, natürlich lernt Bisaflor den auch, ist nur weniger sinnvoll da) und dann haben wir auch noch Stachelspore und Wickel im Angebot. Es ist die erste von zwei Generationen, in denen Sarzenia wirklich zum erweiterten Kreis der besten Pokémon gehört...

Ja, Gengar, es wäre irgendwo eine Frechheit, den Quotengeist zu unterschlagen, wo er doch immer so ach so schön lächelt. Gengar leidet darunter, keinen STAB zu haben, was bei Basiswerten wie 110 Init und 130 Spez... doch nicht allzu traurig ist, wo Geist und Gift sowieso physisch wären, selbst wenn es gute Attacken gäbe. Typischerweise spielt man Donnerblitz und Megasauger oder Psychokinese für moderate Coverage auf der offensiven Seite. Gegen Kokowei kann das natürlich alles nichts, aber wer Kokowei unbedingt treffen will – Geowurf und Nachtnebel sind beide im Movepool und treffen aufgrund der Mechanik sogar alles, also nehme man doch einfach das, was man als stylischer empfindet, wie man so schön sagt. ツ Und dann hätten wir auch noch Explosion für einen halbwegs brauchbaren Schlag gegen Chaneira. Auf der defensiven Seite ist Hypnose als Erstes zu nennen, denn Gengar ist das schnellste Pokémon mit einer Schlaftechnik überhaupt. Außerdem lernt es Konfustrahl, was mit der allgemein zu verteilenden Paralyse gut harmoniert. Gengar ist also seit seiner Existenz ein mittleres Kind des Moveslotsyndroms, nichts zu machen... Schließen wir seinen Absatz ab mit einer Runde unnützes Wissen: Gengar kann Konter lernen, aber Konter kontert in der ersten Generation nur Normal und Kampf, wogegen ein Geist allerdings immun ist, weshalb Konter ihm überhaupt nichts bringt. Wenn er wie später gegen alle physischen Attacken wirken würde, wäre er gut, denn Tauros' Erdbeben ist kein OHKO...

Wir schließen ab mit einem Flauschballen, der meiner Meinung nach der beste Vertreter eines in der Generation nur sehr mittelmäßigen Typen ist: Feuer. 130 Angriff ermöglicht mit die beste Bodyslam/Hyperstrahl-Combo ohne STAB und Feuersturm von 110 Spezial macht etwa Geowaz und Rizeros mit ihrem schlechten Spezial nur befristet Spaß. Die Folge: Flamara selbst zu spielen macht verdammt Spaß! Für den vierten Slot gibt es wieder alles und nichts... Ich zähle auf: Mimikry, Delegator, Sandwirbel, Ruckzuckhieb, Silberblick. Als ich Flamara gespielt hab, hab ich mal Delegator und mal Sandwirbel benutzt, war soweit zufrieden. Wenn Flamara doch nur nicht so schrecklich abgestürzt wäre in der Zukunft, es ist in den allerersten Spielen weit mehr als nur ein Kuscheltier gewesen... Definitiv eines meiner Lieblings-Pokémon der Generation und für immer ein Platz in meinem Herzen. Bitte, Game Freak, Generation 6 (oder Schwarz 3 und Weiß 3, falls sowas gemacht wird) mit Flammenblitz oder vergleichbar gutem physischen Feuer-STAB, dann werde ich Flamara wieder spielen, versprochen.

Warte mal, da wären doch noch die...

...die stärksten Pokémon des Spiels! Für gewöhnlich hat man ohne sie gespielt, aber wenn sie erlaubt wären, dann erteil ich mal die kleine Hausaufgabe, darüber nachzudenken, wie man sie bevorzugt spielen würde. Über Konter muss dagegen nicht nachgedacht werden: Sofern sie mit ihren besten Sets antreten, sind sie einfach viel zu gut für die anderen 149 um wirklich noch ernstzunehmende Feinde oder sonstige Probleme haben zu können. Nichtmal scheiß Arceus würde jemals Vergleichbares hinkriegen, meine Lieben...


Ach, wie meine Einträge wirklich jedes Mal länger werden als ich es mir eingangs vorstelle... Na ja, also ich hoffe, das war eine gute Einführung in die Pokémon, die das Metagame hier entweder prägen oder mit Erfolg darauf spucken. Wie immer gibt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit, also genug Freiraum für Kreativität. Weitere gute Pokémon, die hier nicht dabei sind, sind beispielsweise Hypno, Nidoking, Kicklee, Glurak, Kingler und noch mehr, viel mehr sogar. Die erste Generation ist trotz Dominanz einiger weniger üblicher Verdächtiger gleich einem Paradies!

Der Friede sei mit Euch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen