Mittwoch, 12. September 2012

Und jährlich grüßt das Murmeltier

So, nun ist das wichtigste Turnier des Jahres mal wieder einen Monat her – wird Zeit, schlussendlich doch noch meinen Senf dazu zu geben. Ob er süß oder scharf ist, das hängt ganz von der Einstellung ab, mit der man ihn zu sich nimmt.


(Quelle)

Ich fang am besten erstmal an mit den Materialien. Ich werde selbst diesmal (hoffentlich) nicht wahnsinnig viel schreiben und ich hab auch nicht vor, andere Leute groß zu wiederholen – schon gar nicht, wo die aus erster Hand sprechen und ich allerbestenfalls aus „anderthalbter“, wenn man so will. Da wären jedenfalls zunächst mal Kampfvideos: Gute Quellen sind die YouTube-Kanäle von Nugget Bridge und seadraDS. Dann haben wir Lektüre, wo ich zuallererst jenen Artikel empfehlen will. Darüber hinaus hat Nugget Bridge einige Berichte und Teamvorstellungen aus aller Welt. Wer sich besonders für unsere Landsleute interessiert und noch nicht anderweitig auf sie gestoßen ist, kann im Internet auch Berichte einiger von ihnen lesen (einer davon befasst sich allerdings weniger mit dem Turnier als mehr mit dem Urlaub in Hawaii, aber der Vollständigkeit halber...). Ansonsten befindet sich derzeit hier auf dem Blog eine Ruhmeshalle im Aufbau. Da ich da chronologisch vorgehe und jedes Jahr so seine Zeit zur Zusammenstellung beansprucht, dauert es noch eine Weile, bis 2012 da erscheint, aber in ca. zwei Wochen sollte ich es soweit haben. Gibt es eigentlich irgendwo Videos vom Juniorenfinale??

Kommen wir nun zum Hauptthema des Eintrags, dem leidigen: das deutsche Abschneiden. Egal was unser Land auch versucht, es führt irgendwie jedes Jahr nirgendwohin. 2009 und 2010 müssen wir nicht diskutieren, da war Europa erst frisch dabei und konnte gegen Japan und die USA mit ihrem viel besseren Support ohne ein Wunder von vornherein nicht viel. 2011 schon anders, da fehlt erstmal Japan nach dem Fukushima-Zwischenfall und die Amis scheinen plötzlich gewaltig zu schwächeln, so wie Europa 5/8 Viertelfinalplätze bzw. danach 3/4 Halbfinalplätze in der Master Division einnimmt. Das Problem? Deutschland ist nicht dabei! Deutschland war sogar mit vier statt der üblichen zwei Teilnehmer im Turnier (und alle vier waren an und für sich gute Spieler), aber nun ja, zwei von ihnen waren weit weg von den guten Tischen und die andern beiden standen nicht schlecht, aber haben es auf der Zielgeraden vermasselt. Italien kam auch mit vieren und hat zwei durchgebracht. Das Vereinigte Königreich hat von der Teamleistung her etwa genauso enttäuscht wie wir, aber ein einziger tanzte aus der Reihe und kam weit. Und Spanien kam nur mit zweien und die haben es beide geschafft. Es war das WM-Turnier mit der bis dato besten Ausgangssituation für Deutschland (aber auch dem bis dato besten deutschen Ergebnis, so viel sei zur Verteidigung gesagt) und am Ende des Tages stand die null für den Erfolgszähler.

Aber klar doch, es gibt ja wie immer ein nächstes Jahr! 2012 ist nach den Erfolgen deutscher Spieler (Paris und Milan mit rein deutschen Finals insbesondere) in ganz Europa ja sogar noch vielversprechender gewesen. Wie haben die Höhner nochmal gesungen? Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Erwartungen an Deutschland national und international waren hoch – zu hoch? Das ist eine gute Frage, und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie beantworten kann. Fakt ist, sie wurden nicht erfüllt. Ich gehe davon aus, dass es Bemühung gab, aber Bemühung allein ist am Ende des Tages kein Erfolg. Da fehlt was, so viel ist sicher.

Aus dem Bericht von Markus S. lesen wir schonmal die Sache mit der Tagesform. Die glaub ich ihm auch, weil ich mich in Testspielen und Gesprächen von seiner Leistungsfähigkeit überzeugen konnte und das Gefühl nur zu gut kenne – bei meiner Teilnahme 2009 war die Tagesform auch bei mir etwas, das nicht gestimmt hat. Leider weiß ich nicht, was man dagegen tun kann außer einfach Erfahrungen zu sammeln, und dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ist man irgendwann nahezu „immun“ gegen die Launen oder man bricht völlig ein und macht immer wieder Fehler, von denen man selbst weiß, wie unnötig sie sind. So oder so sollte man von Debütanten keine Wunderwerke erwarten – selbst die meisten Titelträger aus einem anderen Land als Japan, darunter auch jener dreifacher, haben tatsächlich ebenfalls mehrere Anläufe gebraucht.

Tagesform wird auch dann wichtig, wenn es um alles oder nichts geht. Nach der vorletzten Runde des Schweizer Systems standen Stefan M. und Mark K., die beiden Finalisten von Essen, mit 3-2 und guten Tiebreakern auf Platz 7 und 8. Die müssten sie ja nur halten und dann würden sie am Sonntag spielen. Etwas weiter unten, da schwächerer Tiebreaker, fand sich allerdings auch noch Martin M. mit 3-2, der mit einem kleinen Wunder auch noch durchrutschen könnte.

Mit dem fang ich auch mal an. Die miesen Prozente dürfte er seinem durchwachsenen Start in den Tag zu verdanken haben, aber dass man ihn auf der Rechnung haben sollte, hat er spätestens bewiesen, als er in Runde 5 den Vizeweltmeister von 2011 mit 2-0 in Spielen vorzeitig nach Hause geschickt hat. (Diese Spiele mit ihren Angeberkriegen waren gewissermaßen auch sinnbildlich für weite Teile des Turniers... Lässt mich vermuten, dass sie beide am Ende des Tages einfach zu viel gewollt haben. Man denke auch an die mittelprächtige Vorstellung des japanischen Meisters.) Er ist überhaupt ein Spieler, der nicht zu viel redet (im Gegensatz zu so einem andern Typen, der das hier überhaupt zusammenkritzelt *hust*), sondern viel mehr die Ergebnisse für sich sprechen lässt – eine Eigenschaft, die ich grundsätzlich mag. Thema „japanischer Meister“: Martins letzter Gegner war der andere Japaner. Ich habe keine Informationen zum Verlauf der Begegnung, aber nicht auszuschließen, dass das sein härtester Gegner des Tages war – definitiv war er der einzige, der Tag 3 noch als Spieler statt Zuschauer erlebt hat. Jedenfalls hat es nicht sollen sein. Vielleicht war es Tagesform, aber eine andere Sache, die ich dann doch wahrscheinlicher finde, dürfte die Erfahrung sein. Soweit ich weiß, ist es erst sein zweites Jahr CP überhaupt. Während es stimmt, dass wir auf nationaler Ebene sogar ständig erfolgreiche Spieler haben, die noch nichtmal ein einziges Jahr dabei sind, können nur die allerwenigsten von ihnen in der kurzen Zeit geschweige denn im ganzen Leben vergleichbare internationale Erfolge vorweisen. In diesem Sinne: Er hat alle Chancen, irgendwann nochmal eine WM zu spielen und wer weiß, was dann ist.

Weiter geht es mit Stefan. Da er nach 5 Runden und einem knallharten Programm (Dan Z., Scott G., Ray R., Satoru M. und Sejun P.) 3-2 stand, hat er mich als deutscher Meister schonmal nicht enttäuscht. Im Gegensatz zu den meisten Leuten, die in Foren schreiben, habe ich von vornherein gewusst, dass er einer unserer Besten bei der WM sein würde, wenn er so weiter macht, wie er angefangen hat – eine Sache der Philosophie einfach. Das Programm jedenfalls, das hat ihm auch in der letzten Runde nichts geschenkt: Guillermo C. aus Spanien, und es hat auch hier nicht sollen sein. Wie die Spiele gelaufen sind, steht in seinem Bericht. Wenn er einfach nur gewonnen hätte, wäre er wahrscheinlich durch gewesen, aber der alte Fluch der Deutschen, das letzte Spiel zu verlieren...

Mark zum Schluss hatte ein zwar nicht ganz so namhaftes, aber auch schon nicht leichtes Programm, wobei die Niederlagen genau wie bei Stefan nur gegen spätere Viertelfinalisten (Joe P. und Matthew C. hier) eingefahren wurden. Der letzte Gegner sollte nun Scott G. sein, Schöpfer eines oberflächlich betrachtet „deutsch“ aussehenden, im Turnier mehrfach gespielten hybriden Teams – jener hat seinem eigenen Bericht nach bei dieser WM offenbar ein neues „Lieblingsland“ gefunden... Wie dem auch sei; das Video vom ersten Spiel kann man sich bei NB ansehen. Es ist zunächst kein hochwertiges, aber ein spannendes Spiel – getreu der Tradition des japanischen Livestreams, wo man zuvor einerseits Scott gegen sein eigenes Team irgendwie gewinnen gesehen hat und andererseits Marks Zittersieg gegen einen der vom Hörensagen als etwas schwächer eingeschätzten Spanier. Jedenfalls war es zunächst also nicht das beste Spiel von beiden und daher ausgeglichen. Am Ende hat Scott durch ein paar starke Züge die Kontrolle an sich gerissen, damit Spiel 1 gewonnen und es sich danach auch nicht mehr nehmen lassen (bestätigt nebenbei meinen schon lange stehenden Eindruck, dass Deutsche allgemein irgendwie schnell in Schwierigkeiten geraten, wenn man ihnen einen nicht zu offensichtlichen TR gibt...) – um am Ende trotzdem wegen Tiebreaker auszuscheiden. Da frag ich mich ja schon, was eigentlich gewesen wäre, wenn wenigstens diese Begegnung andersrum ausgegangen wär. Worum es hier also wirklich ging, kann dann wohl nur ein Swiss-Guru wirklich sagen, fürchte ich. Aber trotzdem schade. Bleibt uns ja nichts übrig als 2013 aufs Neue zu versuchen, den berüchtigten Fluch der Deutschen zu brechen...

Ganz genau genommen wurde er tatsächlich sogar schon 2012 gebrochen. Anilcan A. bei den Senioren ist der historisch erste und einzige Deutsche, der eine WM mit einer positiven Bilanz abschließt. Es war einfach der Tiebreaker um Längen zu schlecht, aber wenn ich mich allein schon an das Match von der Qualifikation gegen den Bruder von Matteo G., der wohlgemerkt Top-Cut-Erfahrung von der WM 2011 hat, erinner, dann lässt sich doch sicher sagen, dass wir hier ein nicht zu vernachlässigendes Talent in der Jugend haben. Gebt dem mal keine Teams mehr, sondern lasst ihn selbst bauen und spielen, dann wird der noch eine Hausnummer – vielleicht sogar so gut wie oder besser als sein eigener Bruder (Random Fact: hat im LCQ bereits als erster Deutscher des Wochenendes den Stachel von Deutschlands Lieblingsgegner Scott gespürt), wer weiß.

So viel jedenfalls zu Einzelschicksalen, zu den persönlichen Gründen des Scheiterns. Davon abgesehen würd ich mich auch gern noch mit ein paar allgemeineren Ausreden befassen, wie sie von mehreren deutschen Teilnehmern geäußert wurden. Und ja, wenn ich Ausreden sage, dann meine ich auch Ausreden. Los geht's.

Pech mit der Auslosung. Im Prinzip hab ich die Version selbst schon bei den einzelnen Leuten fast haarklein erklärt, haha. Aber nein, auch wenn es sicher schon unglücklich sein mag, trotzdem ist es eine Ausrede, wenn man das als Grund dafür angibt, die Runde der letzten acht nicht erreicht zu haben. In vielen berühmten Kinderfernsehserien mit tierischen Hauptcharakteren wird eine gewisse Phrase häufig artikuliert, manchmal sogar als Episodenname: fressen oder gefressen werden. Nichts anderes haben wir hier, mal ehrlich. Es ist eine einfache Logik: Wenn ich zu den besten 8 der Welt gehören will, dann muss ich Leute, die tatsächlich zu den besten 8 der Welt gehören, im Laufe des Turniers schlagen. Und hier kommt die „Überraschung:“ Wann immer ein Deutscher gegen einen späteren Viertelfinalisten gespielt hat, hat er verloren. Auf dem Papier sieht das nach klaren Verhältnissen aus. Die Leute, denen genau das passiert ist, werden mir natürlich widersprechen, weil es doch knapp gewesen sei usw., nur die Sache ist: Welche Rolle spielt es denn? Das Turnier ist vorbei, das Ergebnis in Stein gemeißelt und der Sonntag wurde nicht erreicht! In einem Turnier zählt es für gewöhnlich nicht, wie ein Ergebnis zustande kommt, sondern nur, dass es zustande kommt. Wer nach seinem erwiesenen Scheitern nicht leer ausgehen will, denkt nochmal darüber nach, warum er eigentlich verloren hat. Wenn er eine gute Antwort (die beiden folgenden Absätze sind keine) findet, hatte das Turnier für ihn einen Sinn.

Haxhaxhax hax hax haxhax, hab ich schon hax gesagt? So nennt der vulgäre Spieler es heutzutage, wenn er einmal paralysiert ist, wenn er sich mal selber klatscht, wenn er mal einen Speed Tie mehr als der Gegner verliert, wenn er in einem langen Kampf mal einen Crit frisst, wenn der Drachen des Vertrauens mal wieder seine Launen hat, wenn... Die Liste geht ewig weiter und führt doch nirgendwohin. Natürlich kann ich verstehen, dass es nicht spaßig ist, wenn einem irgendeines dieser trivialen Dinge bei dem sicher geglaubten Sieg in die Parade fährt. Der Haken: sicher geglaubt. Glauben heißt nicht wissen. Ein Spiel ist erst dann vorbei, wenn eine Seite aufgibt, vier Pokémon verliert oder die Zeit runter läuft. Und da liegt der Hund begraben. Auch heute sind sich viele unserer sogenannten Spitzenspieler unterbewusst nicht bewusst, dass ein Spiel allein durch die genannten Kriterien beendet wird. Nein, sie haben irgendein Schlüsselerlebnis, das ihrem Plan widerspricht, und dann geben sie unterbewusst auf, aber drücken noch irgendwie weiter Knöpfchen und machen damit alles für sich selbst nur noch schlimmer als nötig. In Wirklichkeit gehört es sich, dass sie den inneren Schweinehund überwinden und weitermachen wie als ob nichts gewesen wäre, und dann haben sie auch noch alle Chancen der Welt, siegreich zu sein. Die andere Richtung gilt übrigens auch auch, also ich meine, nur weil man mal selber Glück hat, sollte man auch nicht leichtsinnig werden und seinen Vorteil einfach so aus der Hand geben – man hat ja schließlich durchaus das Richtige getan, um ihn überhaupt erst zu erhalten. Hm, ansonsten, wenn wir noch die spirituelle Komponente einbringen wollen... Unglaublich viele asiatische Bücher, Filme, Spiele usw. erzählen in irgendeiner Form von der Lebensweisheit, man sei sein eigener größter Feind – im Kontext hier also ist man für sich selbst gefährlicher als sein eigenes Pech. In jedem Fall sei noch auf die weisen Worte jenes Artikels vom Anfang verwiesen: Am Ende gleicht das Glück sich aus. Den Spieler, der von der Fortuna in einem so langen Turnier wirklich schlecht behandelt wurde, den gibt es nur in der Tabelle aus rein mathematischen Gründen, aber nicht in den Schaltkreisen des DS.

„Das Metagame ist scheiße.“ Vorsicht, schon wieder hochgradig subjektive Eindrücke. Ich bin ihm sogar selbst erlegen, denn ich glaub schon, mir war die Ernüchterung nach dem Livestream der Swiss-Runden anzusehen. Die Begründung ist einfach: Das waren sechs Begegnungen von sechsundneunzig. Außerdem konnten durch diese sechs Begegnungen nichtmal die Hälfte der Spieler abgedeckt werden (insbesondere nicht die erfolgreichen). Repräsentativität, meine Damen und Herren, sieht anders aus! Worauf ich hinaus will, sollte klar sein, aber zur Sicherheit schreib ich es trotzdem kurz aus: Jeder Spieler hat genauso wie ich nur sechs Begegnungen „erlebt“, wenn nicht gar nur fünf. Da ist es wahrscheinlicher, dass man bestimmten Dingen mehrfach begegnet als dass man nur verschiedene Matchups hat (geht so ein bisschen in Richtung Geburtstagsparadoxon, ist aber viel intuitiver). Gleichzeitig gilt aber auch, dass „Metagame-Nörgler A“ potenziell ganz andere Erlebnisse als „Metagame-Nörgler B“ gehabt haben kann. Ganz plakativ gesagt könnte das heißen, dass A vielleicht sehr viel gegen Sand gespielt hat, aber gar nicht gegen Regen. Dann kommt aber B und erzählt, wie er fast nur Regen getroffen hat, aber sich mal Sand gewünscht hätte. So in etwa. Der Livestream jedenfalls war absolute Spitzenklasse darin, uns nahezu jeden Latios des Turniers zu zeigen, und daher kam mein persönlicher spontan negativer Eindruck. Und dann? Im Halbfinale ist gerade mal ein Exemplar noch übrig und am Ende hat der weltmeisterliche spezielle Drachen, ganz getreu meinen (wohlwollenden) Erwartungen, drei Köpfe. Wenn wir uns allein die Teams der Viertelfinalisten mal angucken, dann stellen wir doch fest, dass sie sehr wohl ihre kollektiven Lieblinge wie Cresselia (wahrscheinlich das wahre Pokémon des Turniers), Metagross und sowas haben, aber es findet in vollkommen gesunden Maßen statt und insbesondere verfolgen die Teams stark variierende Strategien. Ich find's super – im Gegensatz zum Metagame der europäischen Landesmeisterschaften; das war klar an der Schmerzgrenze...

Ein anderer Punkt, den ich zum Thema „Metagame“ auch noch gern anschneiden würde, ist der soziale Aspekt des gemeinsamen Teambaus. Ich habe kurz vor der WM gegen vier deutsche Spieler getestet, wobei zwei ein bei der Vorschau identisches Team gespielt haben und die anderen beiden haben sich auch nur geringfügig davon unterschieden – alle vier haben Cresselia, Voltolos und Knakrack im Team gehabt. Es ist naheliegend (und erwiesen), dass auch noch andere Deutsche mit ähnlichem Zeug antraten. Der Punkt: Das Metagame, das sie hinterher so stolz verfluchen, machen sie schon von vornherein und ohne fremdes Zutun selbstständig „kaputt“. Gewiss sind es auch nicht nur die Deutschen, die das hinbekommen, sondern auch andere – verweise etwa auf die ganzen Anekdoten um Scott und sein Team. Nun ja, ich will niemandem verbieten, Teams gemeinsam zu bauen und zu nutzen, aber mich persönlich hat dieses Turnier davon überzeugt, dass ich es doch nach Möglichkeit vermeiden will, meine Teams in mehrfacher Ausführung an einen Ort zu bringen, respektive ein fremdes zu übernehmen. Insbesondere gilt, dass wer sich wirklich Chancen auf einen Erfolg bei einer Weltmeisterschaft ausrechnen will, sich definitiv seine eigenen „Spezialtricks“ bewahren sollte. Gucken wir an die Spitze, dann sehen wir erstmal Rays Anti-Metagame EV Spreads mit wie gewohnt starkem Kern, Wolfes insgesamt innovatives Team und Abels kleinlichst ausgeklügelte Offensive. (Ich will endlich mal einen Artikel von Joe lesen. *hust* Ich hab beim Sandteambau stets eher versagt und da würd mich doch mal interessieren, was er anders gemacht hat, um zu so einer unglaublichen Saison zu kommen... Gesehen hab ich Zeug wie Brutalanda mit Delegator und Rotom-H, aber noch lang nicht die Ideen dahinter verstanden. Ich schweif ab...)

So, zum Schluss des Eintrags dann noch ein Tipp an alle, egal ob qualifiziert oder nicht: Unterlasst den Kannibalismus. Nur weil ein Spieler nicht so bekannt ist wie ein anderer, nicht die richtigen Freunde hat usw., heißt das noch lange nicht, dass er für die Weltmeisterschaft nicht genauso berechtigt ist, unser Land zu vertreten, und fähig, dies erfolgreich zu tun. Wie man am Ergebnis sehen kann, waren sie erneut nicht schlechter als jene Leute, von denen sie belächelt wurden. „Also wenn das kein ordentlicher Beweis ist, dann weiß ich auch nicht mehr.“ Ansonsten sollten Leute, die Schwarz-Rot-Gold tragen, mal eine 2€-Münze mit dem Bundesadler aus den Geldbeutel holen und deren Rand genau untersuchen. Wer nichts mit den Augen hat, wird dort „Einigkeit und Recht und Freiheit“ lesen, und wer abergläubisch ist, mag sie nicht alle gegen USD (oder was auch immer die Währung des jeweiligen Austragungslandes ist) eintauschen, sondern auch so eine Münze über den großen Teich mitnehmen.

Da ich ein herausragendes Talent dafür hab, mir Feinde für meine Wortwahl zu machen (dabei hab ich heute zumindest gut darauf geachtet, nicht zu harsch zu klingen), will ich noch etwas in eigener Sache konstatieren: Nein, ich bezeichne unsere besten Spieler des Jahres 2012 gewiss nicht als schlecht, inkompetent, unkreativ oder sonstwas – belassen wir's bei unerfahren und ungeschickt, wenn es unbedingt negative Attribute sein müssen. Und bevor mir einer mit diesem lieb- und einfallslosen „mach's besser“ kommt: Ich bin bemüht, dies zu tun. Ob ich es bei diesem Turnier besser gemacht hätte als meine Landsleute, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass 2012 nicht mein Jahr war und ich zumindest gut weiß, warum ich mich in erster Linie überhaupt nicht qualifiziert hab.


Das ist schon wieder länger geworden als ich es eigentlich beabsichtigt hatte... Langsam wird's doof. Egal. Den übrigen Platz nutz ich einfach mal, um anzukündigen, dass über die nächsten Wochen, Monate sicher noch der eine oder andere Fachartikel über pokémonische Erkenntnisse der WM folgen wird bzw. entsprechenden Dingen, die entfernt noch damit zu tun haben. In Planung hab ich beispielsweise den Aufstieg der Wahl-Items, ein kleines Einmaleins der Speed Control, die effektive Nutzung und Behandlung von Wahrscheinlichkeiten und was auch immer mir sonst noch so in den Sinn kommt; lasset Euch überraschen. Auf der andern Seite sind nämlich auch Dinge in Planung, die so eher überhaupt nichts mit dem Turnier zu tun haben.

Der Friede sei mit Euch.

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